Herr Hegenbarth zeigt

corn.elius, sondermarke, 2022, Siebdruck, © HSB / Cornelius Brändle 2023

Hegenbarth trifft Gegenwart

corn.elius_gesiebte briefe_

26. April — 20. September 2023

Ort:

Hegenbarth Sammlung Berlin
Laubacher Straße 38
14197 Berlin

geöffnet_mittwochs 12—17 Uhr und nach Vereinbarung

ausstellungseröffnung_26.4.2023, 19—21 Uhr
familiensonntag mit siebdruck-workshop_7.5.2023, 14—16 Uhr
buchpräsentation mit künstlergespräch_14.6. / 20.9.2023 jeweils 19 Uhr
ferienworkshop siebdruck_19.7. / 20.7. / 23.8. / 24.8.2023 jeweils 10—13 Uhr

_vom schönsinn der gefundenen form

Der in Berlin lebende Künstler Cornelius Brändle (*1956) wird erstmals mit einer institutionellen Einzelausstellung gewürdigt. Unter dem Titel ‚gesiebte briefe‘ zeigt die Hegenbarth Sammlung Berlin Siebdruck­arbeiten aus ver­schie­denen Schaffens­phasen, die bildschriftliche Mitteilungen und Post­druck­sachen zum Thema haben.

Die Bandbreite der ausgestellten Grafiken reicht von bedruckten Briefumschlägen und gehäkelter Schrift bis hin zu den gedruckten Umrissen von Briefmarken­blöcken. Zudem haben die Ausstellungsbesucher Gelegenheit, mit einer Postkarte Teil einer Künstleraktion zu werden. In Workshops haben kleine wie große Besucher die Möglichkeit, dem Künstler beim Siebdrucken über die Schulter zu schauen oder es gleich selbst einmal auszuprobieren.

_in büchern gedacht

„Ich denke meine Bilder immer in Büchern.“ Mit diesem Bekenntnis beschreibt corn.elius seine große Leidenschaft für das Bücher­machen. Bucheditionen in kleinen Auflagen spielen seit den 1990er Jahren eine zentrale Rolle in seinem künst­lerischen Schaf­fen. Gemeinsam mit der Künstlerin Hanneke van der Hoeven initiierte er im Kunsthaus Bethanien eine der bedeutenden Messen für Künst­ler­bücher im deutschsprachigen Raum: die artbook.berlin.
Im Verlag edition wasser im turm.berlin bringt er individuelle und experimentelle Bücher in Zusammenarbeit mit be­freun­de­ten Kolleginnen und Kollegen heraus. Seine eigenen Arbeiten publiziert er unter seinem Künstlernamen corn.elius. Darü­ber wird er bei Buch­prä­sen­ta­tionen während der Ausstellung ausführ­lich sprechen.

_mit dem sieb gezeichnet

Seit über zwanzig Jahren sind unscheinbare Alltagsgegenstände, zufällig Ge­fun­denes oder Weg­geworfenes Ausgangspunkt vieler seiner Serigrafien. Als Sammler liest corn.elius diese Dinge auf, nicht wissend, welchen Schön­sinn er ihnen als Zeich­ner mit dem Sieb entlockt. Der Zufall verwandelt die Form des Aus­gangs­gegen­standes: So ist beispielsweise das breite Gummiband nicht mehr erkennbar, sondern erscheint wie ein kalligrafisches Rätselzeichen. Im seriellen Spiel mit der gefundenen Form hat corn.elius sein künstlerisches Markenzeichen gefunden.

_mit der post verschickt

Die Ausstellung, die bis Mitte September 2023 zu sehen sein wird, zeigt etwa sieben Hauptarbeiten, die der Künstler in den letzten Jahren begonnen und weiter­ent­wickelt hat. Aus einer zunächst abgeschlossenen Serie, deren Entstehung Jahre zurückliegt, entwickelt er nicht selten die nächste. Die gesiebten briefe haben ihren Ursprung in vergessenen Kuverts, die corn.elius in eine eigene serielle Form transformiert. Er löst behutsam die zugeklebten Stellen, legt die Ursprungs­formen frei und zeichnet diese mit dem Sieb nach. Aus dieser Vorgehensweise können weitere Serien entstehen, beispielsweise die in der Ausstellung gezeigten Briefbilder: In der einen Serie bedruckt er aktuell handelsübliche Umschläge. In der anderen schickt er diese per Post an sich selbst oder an befreundete Sammler und kalkuliert dabei die Fehlleitung seiner Kunstwerke ein (Brief verspätet, versehrt, verschwunden).
Anders in der mehrteiligen Folge Sondermarke: Aus dem Briefmarkenblock wurde eine Marke nach der anderen herausgetrennt. Das poetische Moment liegt in der mini­ma­lis­tisch erzählten Geschichte vom Wachsen der gefundenen Formen.
Auf diesem Prinzip beruht das serielle Arbeiten von corn.elius.

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