Herr Hegenbarth zeigt

Links: Adolph Menzel, Entlarvt (Bildnis einer Frau mit schwarzem Schleier, in der Hand eine Bildnisminiatur oder einen Spiegel), 1891, Zimmermannsbleistift und farbige Kreide auf Papier, partiell gewischt; rechts: Oskar Schlemmer, Studie zum Pinselprüfenden, 1941, Ölfarbe über Bleistift auf Papier; © Hegenbarth Sammlung Berlin

Schaudepot als Probebühne

Wilde Mischung bei Herrn Hegenbarth

04. Mai — 06. Juli 2022

Ort:

Schaudepot der Hegenbarth Sammlung Berlin
Laubacher Straße 38,14197 Berlin

mittwochs 12 — 17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet

Perspektiven für eine künftige Nach-Kriegszeit

Mit Blick auf ihren geplanten Neubau in Schöneberg wird die Hegenbarth Sammlung bereits jetzt zur Probebühne. Verschiedene Aspekte des Sehens werden im Schaudepot unkonventionell ausprobiert und zur Diskussion gestellt: Zum Beispiel Beobachtungen der Motiventwicklung in ‚Heitere Bewegung in Rosa‘ von Willi Baumeister (1946) und ‚Auf dem Arbeitsplatz‘ von Josef Hegenbarth (1948) oder der kulturübergreifenden Vielschichtigkeit, die in zentralasiatischen Teppichen (erstes Viertel 20. Jh.) und in ‚Metaphysische Landschaft‘ von Willi Baumeister (1949) gespeichert ist, dessen Gegenstücke sich unter anderem in der Hamburger Kunsthalle und im Centre Pompidou in Paris befinden. Oder auch der Akt des Sehens in der Meisterzeichnung ‚Die Dame mit dem Medaillon‘ von Adolph Menzel (1891), die als Scharnier zwischen den Arbeiten der genannten und weiterer Künstler gesehen werden kann.



Einige Werke erscheinen erstmals nach behutsamer Restaurierung und Rekonstruktion von Rahmenfassungen nach originalen Vorbildern wieder in voller Strahlkraft. ‚Metaphysische Landschaft‘ ist eine malerische Zeichnung auf Karton und wurde mit einem Ornamentschnitzrahmen des 18. Jahrhunderts ausgestattet. Die stilisierten Blattformen fordern einen Vergleich mit der Figurenabstraktionen, welche die Moderne nicht zuletzt mit Josef Hegenbarth hervorgebracht hat, geradezu heraus.

Die versuchsweise zusammengestellten Werke entstanden größtenteils vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs. Ihre Visionen von damals offenbaren aktuell eine ungeahnte Dringlichkeit, die uns herausfordert, Perspektiven für eine künftige Nach-Kriegszeit zu entwerfen.

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